METODO

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

204906

(1994) Schauderhaft banales, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Schlimmer als nichts, nichts Besonderes

pp. 155-179

Am 19. 9. 1851 beginnt Gustave Flaubert, ein bis dato noch unbekannter, dafür aber um so besessener schreibender Autor, mit der Arbeit an dem Roman "Madame Bovary". Die Idee des Buches ist ihm längst klar; schon am 17. 1. 1852 entwickelt Flaubert seiner Freundin Louise Colet eine detaillierte Ansicht seiner Arbeit: "Ich habe jetzt fünfzig fortlaufende Seiten, auf denen es kein Ereignis gibt, es ist das gleichförmige Bild von einem bürgerlichen Leben und einer untätigen Liebe; (...). Mein Ehemann liebt seine Fau ein wenig auf die gleiche Weise wie mein Liebhaber. Es sind zwei mittelmäßige Charaktere in dem gleichen Milieu, die doch voneinander unterschieden werden müssen. Wenn es gelingt, wird es, so glaube ich, etwas sehr Großartiges sein, denn es bedeutet, Farbe auf Farbe zu setzen, und zwar ohne einen kontrastierenden Ton (was einfacher wäre). Aber ich habe Angst, daß all diese Subtilitäten nur langweilen und daß der Leser lieber mehr Bewegung sähe." (Flaubert 1977. S. 184f.) Nur wenige Wochen darauf, am B. 2. 1852, heißt es: "Ich bin jetzt in einer ganz anderen Welt, nämlich der der aufmerksamen Beobachtung der banalsten Details." (a. a. O. S. 187) Und rund anderthalb Jahre später, mitten im mühseligen Schreibprozeß am 7./8. 7. 1853, berichtet er wieder an Louise Colet: "Das Gute an der Bovary ist, daß sie eine harte Gymnastik für mich gewesen sein wird. Ich werde geschriebene Wirklichkeit vollbracht haben, was selten ist." (a. a. O. S. 272)

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-94202-9_8

Full citation:

(1994). Schlimmer als nichts, nichts Besonderes, in Schauderhaft banales, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 155-179.

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