METODO

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

217496

(2002) Schriftgedächtnis — Schriftkulturen, Stuttgart, Metzler.

"Diskreteste schriftstellerei"

Die Geste der Mitteilbarkeit in Robert Walsers Räuber-Roman

Reinhold Görling

pp. 381-393

»Edith liebt ihn. Hievon nachher mehr.«1 Mit diesen beiden kurzen Sätzen beginnt das Manuskript, das Robert Walser im Sommer 1925 auf 35 oktavformatige Kunstdruckblätter geschrieben hat und das 1972 nach mühsamer Transkriptionsarbeit erstmals publiziert wurde. Nur ein bis zwei Millimeter sind die Buchstaben dieser Walserschen Version der deutschen Kurrent- oder Sütterlinschrift groß, in der der damals 47jährige Autor seine Texte mit Bleistift niederschrieb. Alle Arbeiten, die Walser seit 1924 von Bern aus an die Feuilleton-Abteilungen der bekanntesten deutschsprachigen Tageszeitungen nach Berlin, Prag, Frankfurt, München oder Zürich schickte, die diese Skizzen und Betrachtungen in der Regel auch druckten, alle seine Feuilletons hatten wohl in diesem Bleistiftgebiet, oder, wie es Carl Seelig, der spätere Vormund und Nachlaßverwalter Walsers nannte, in diesen Mikrogrammen ihre erste Niederschrift gefunden. Vor der Publikation überarbeitete Walser die Texte, kürzte sie oft und übertrug sie mit der Feder in eine größere Schrift. Eine solche Umschrift liegt für den Räuber-Roman nicht vor, weshalb es auch ungewiß ist, ob Walser nach der Beendigung dieser 35 Blätter, die 139 Buchdruckseiten entsprechen, noch an eine Publikation dachte. Walser führte dieses Schreib verfahren fort, auch nachdem er Anfang 1929 in die Heilanstalt Waldau bei Bern eintrat, erst 1933, nach der Verbringung in die Heil- und Pflegeanstalt Herisau, ließ er von seiner schriftstellerischen Tätigkeit.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-02870-9_22

Full citation:

Görling, R. (2002)., "Diskreteste schriftstellerei": Die Geste der Mitteilbarkeit in Robert Walsers Räuber-Roman, in V. Borsò, G. Cepl-Kaufmann, T. Reinlein, S. Schönborn & V. Viehöver (Hrsg.), Schriftgedächtnis — Schriftkulturen, Stuttgart, Metzler, pp. 381-393.

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