METODO

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

220414

(2005) Geschichte der sozialen Ideen in Deutschland, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Impulse für die Herausbildung des neuzeitlichen sozialen Protestantismus im Horizont von Pauperismus und Frühindustrialisierung

Walter Euchner

pp. 878-894

Zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts kam es in den meisten deutschen Ländern zu tiefgreifenden Veränderungen der Gesellschaftsstruktur. Dieser Prozeß läßt sich exemplarisch auf der rechtlichen Ebene nachvollziehen, wo insbesondere im Gefolge der Durchsetzung eines liberalen Eigentumsverständnisses jahrhundertealte Sozialverhältnisse außer Kraft gesetzt worden sind. So wurden in Preußen im Zuge der Stein-Hardenbergschen Reformen mit dem Edikt vom Oktober 1807 die traditionalen Bindungen der Gutsuntertänigkeit der Bauern sowie einige Jahre später die Gesindeordnung und die unterschiedlichen Formen der Zunftordnungen aufgehoben. Diese wirkten sich in hohem Maße ambivalent aus: Ein lang andauerndes System gegenseitiger Abhängigkeit und damit verbunden ein gewisses Maß sozialer Sicherung waren mit einem Schlag abgeschafft, ohne daß zunächst entsprechende Äquivalente vorhanden waren. Aus den personalen Rechts- und Sozialbeziehungen zwischen Gutsherren und erbuntertänigen Bauern waren somit auf Eigentumsrechten beruhende Sozialverhältnisse zwischen freien Bürgern geworden. Die Bauern waren zwar eigentumsrechtlich befreit, ökonomisch jedoch häufig in einer so schwierigen Lage, daß sie sich bis in die vierziger Jahre des neunzehnten Jhs. über die nunmehr fehlenden, zuvor mit der Erbuntertänigkeit verbundenen Schutz- und Versorgungsverpflichtungen der Gutsherren beklagten und diese wieder eingeführt wissen wollten.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-80785-4_21

Full citation:

Euchner, W. (2005). Impulse für die Herausbildung des neuzeitlichen sozialen Protestantismus im Horizont von Pauperismus und Frühindustrialisierung, in Geschichte der sozialen Ideen in Deutschland, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 878-894.

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