METODO

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

221549

(1973) Soziologie, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Geschichte und Soziologie

Hans-Ulrich Wehler

pp. 68-86

Daß zur Entwicklung der Soziologie in den vergangenen Jahren auch »eine nicht zu übersehende Historisierung der Theorie« gehört habe, ist unlängst mehrfach festgestellt worden. Ob es sich dabei um so kompetente Beobachter wie René König in der Bundesrepublik Deutschland, Charles Tilly in den Vereinigten Staaten und Eric Hobsbawn in Großbritannien handeln mag — sie alle stimmen in diesem Punkt überein und sehen zugleich die vermutlich wichtigste Ursache in den Bedürfnissen jener sozialwissenschaftlichen Analysen, die den Problemen unentwickelter Länder nachspüren1. Denn ohne die historische Dimension sozialen Wandels, ohne die Berücksichtigung langfristiger sozialökonomischer, kultureller und politischer Transformationsprozesse lassen sich hier — das hat das naive Hantieren mit wenigen gegenwartsbezogenen Variablen doch wohl ergeben — die entscheidenden Fragen gar nidit beantworten, ja vielleicht nicht einmal stellen. Von dieser Erfahrung sind seit den 1950/60er Jahren unleugbare Rückwirkungen auf die Theoriediskussion der Soziologen ausgegangen, so sehr auch noch in ihrer Praxis der geschichtsfeindliche positivistische Betrieb vorherrschen mag. Zu Recht wird aber gegen diese empirische Praxis, die nicht nur im Hinblick auf die Entwicklungsländer, sondern auch auf zentrale gesellschaftliche Probleme der »entwickelten« Industrieländer notwendig in eine Sackgasse führt, die Aufforderung gerichtet, durch eine »Rehistorisierung der Gesellschaftsanalyse« die sie hemmenden Schranken zu durchbrechen2.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-83511-6_3

Full citation:

Wehler, H. (1973)., Geschichte und Soziologie, in G. Albrecht, H. Daheim & F. Sack (Hrsg.), Soziologie, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 68-86.

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