METODO

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

100102

(2014) Rhythmisch-melodische Studien, Genève-Lausanne, sdvig press.

Zur älteren Judith

Eduard Sievers

pp. 163-190

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Sievers, E. (2014). Zur älteren Judith, in Rhythmisch-melodische Studien, Genève-Lausanne, sdvig press, pp. 163-190.

NOTES

1 Entnommen den Prager Deutschen Studien (Verlag von Carl Bellmann), Band 8, Prag 1908, S. 179 ff.

2 Einen ersten vorläufigen Bericht über das neue Problem enthält meine Rede „Über Sprachmelodisches in der deutschen Dichtung“ (Leipziger Rektoratsprogramm 1901, wieder abgedruckt in Ostwalds Annalen der Naturphilosophie 1, 76 ff., und in Ilberg- Richters Neuen Jahrbüchern 1902, Abt. I, Bd. 9, 58 ff.). Einiges Weitere (namentlich auch über das Auftreten analoger Erscheinungen in der Prosa) habe ich in einem (ungedruckt gebliebenen) Vortrag auf der Hallischen Philologenversammlung vom Jahre 1903 hinzu gefügt (s. Verhandlungen der 47. Phil.-Vers., Leipzig 1904, S. 33 f. [und jetzt oben S. 78 ff.

3 Um einen solchen Schlüssel richtig fassen und beurteilen zu können, muß man freilich das vorgeschlagene Experiment auch wirklich durchführen, und dazu soviel guten Willen mitbringen, daß man sich erst einmal das Ganze nach den gegebenen Vorschriften laut vorträgt (und womöglich öfter als nur einmal), ehe man mit der (wie ich aus vielfältiger Erfahrung im mündlichen Verkehr weiß) sehr beliebten Negativformel: 'Es geht auch anders’ einsetzt. Gewiß kann man die einzelne Zeile oder Stelle, namentlich wenn man sie aus ihrem Zusammenhang loslöst, oft anders lesen, als ich es unten vorschlage: entscheiden kann aber nur der Gesamtbefund. Überdies erfordert das Beobachten, sowohl was das (nicht mit kunstvoller oder gar pathetischer Deklamation zu verwechselnde) analysierende Lesen als was das Hören angeht, immerhin eine gewisse Technik, die nie ohne Geduld und Übung, manchmal auch nicht ohne eine ziemliche Dosis von Selbstüberwindung zu erlernen ist.

4 Zuerst in den Forschungen zur deutschen Philologie, Fest­gabe für R. Hüdebrand, Leipzig 1894, S. 12 Fußnote, dann auch in der oben erwähnten Rede S. 23 ff. Dort ist noch von einem Gegen­satz zwischen nord-, mittel- und süddeutschem System der Intonation die Rede: ich glaube jetzt sagen zu können, daß es sich ursprüng­lich um den Gegensatz nur zweier Systeme handelt, die sich a potiori als das niederdeutsche und das hochdeutsche bezeichnen lassen. — Ich habe übrigens im folgenden die Angaben über die niederdeutsche Weise nur deswegen vorangestellt, weil ich selbst ihr folge und daher zuerst nach ihr analysiere. [S. jetzt oben S. 10. 63. 86 f.]

5 Über diesen Begriff s. meine Metr. Studien (= Abh. der k. Sachs. Ges. d. Wiss. XXIII, 1), S. 49, § 33; (ähnlich vorher Phonetik4 § 599 = 5 § 635); über genau analoge Erscheinungen in der Musik H. Riemann, Die Elemente der musikalischen Ästhetik, Berlin und Stuttgart [1900] S. 41 f. System der musikalischen Rhyth­mik und Metrik, Leipzig 1903, S. VIII f. 13 ff.

6 Daß diese Brüche mit den schematischen Fußgrenzen nichts zu tun haben, ist wohl selbstverständlich: sie können mit ihnen zusammenfallen, brauchen es aber nicht. Vgl. dazu meine Phonetik5 § 621. 623. 633—635.

7 Ein deutliches äußeres Anzeichen dafür ist, beiläufig bemerkt, daß man an den Bruchstellen den Hiatus nicht durch Elision be­seitigen darf; vgl. mer | danni | ein | jar 3, 2, daz habitich | gerni | irrundin 4, 4, losi| uzzidirri | noti 5, 6, ich gesihi | ein wib | lussam 7, 3, su betti | als| ir| was11, 4, dáz ich dis | ármin | gilóubigin 11, 7 gegen habiter | 4, 2. 7, 2. 10, 6, habitich J 4, 4, ni loser | 5, 7, santer | 12, 1 (kuntiz 12, 2 s. unten Nr. 28 zur Stelle).

8 Über diesen Unterschied von toten und rhythmischen Pausen

9 Man wolle beachten, daß es sich hier um die Fußzeit als Ganzes, nicht etwa um ihre Aufteilung auf Hebung und Senkung handelt: die letztere ist frei, nicht an das Schema 2 : 2 oder 1:1 usw. gebunden.

10 Daß im Gegenteil in 6, 7 zu uzzir der, in 11, 7 daz ich dis zu ergänzen ist, ist unten in Nr. 28 zu 1, 8 und 11, 7 ausgeführt. — Man beachte bei der ganzen Frage, daß alle die vier­ silbigen Füße unseres Gedichtes die natürliche Akzentstellung x´ x `x x haben, die dem rhythmischen Schema des 4/4-Taktes (mit rhyth­mischem Nebenton auf dem dritten Viertel) genau entspricht. — Fünfsilbige Füße sind allerdings bei einem noch so scharf am Takt hangenden Text praktisch ausgeschlossen, daher war in 1, 8 iri, in 3, 4 deri zu ir und der zu reduzieren. Das Nähere darüber s. in Nr. 28 zu 1, 8; ebenda auch über den zu korrigierenden Vers 5, 8.

11 4 lernin 5 daz niman] noch 6 nicheini] niman rach heini 7 noch] niheini; lies noch einic antwurti? 8 wari mid iri* c un d diuri* β inbilibin

12 1 Do gi wan olofemi 4 thuisint 7 bi sazzit || hezzit

13 [1 Herr F. Pogatscher macht mich darauf aufmerksam, daß diese Zeile (gegen S. 138 f.) doch aus dem melodischen Rahmen herausfällt. Der Fehler läßt sich aber durch die Lesung Do sazzer drumbi, daz is war zwanglos beseitigen] 3 mid || gnechtin 4 alli dagi gi zideri burc 5 drinni* 6 ir chomen 7 dir | uori*

14 5 f. burgeri iehin odir ani wen si sich h. uir | sehin

15 d dir fehlt Drei Jüngl. 6, 4 h davor kuninc nabuchodo- nosor || drugi dinc

16 3 nu] ir; vgl. c 5 unsich* 7 nu || unsich* 8 hi] in dirri burc

17 1 gi ded 2 wol* b sagichuv 3 so || dizallic schonis; vgl. 1, 3 4 ir* c undi 7 der*

18 5. 6 in der Hs. vor 3: die Umstellung und Ergänzung nach Scherer

19 1 Di* 2 dar 4 drugin*

20 b un 5 dragin zasamini* 8 urouy || dun 10,

21 1 dragin* c ava f wm 5 dranc 7 Hofmann ergänzt vrudi, Stein­meyer denkt zweifelndan guti nachj. Jud. 169, 22 Diemer

22 1 kunic druc* 4 alsir* 5 davor su sprah [Herr Pogatscher moniert wieder (vgl. zu 3, 1) mit Recht, daß Z. 5 f. melodisch ab­weichen, daß aber das Reimpaar fast wörtlich auch im Rother wiederkehrt (daz weiz der waldindinger got der mer zo lebene gebot 214f., 522f.; vgl. ferner 1010. 2340) und wir es also vermutlich mit einer traditionellen Formel zu tun haben] 7 dis*

23 1 eingil 2 lies der gibot ? g daz su meddewaz h wiblichi i un slabranihichi. 6 du sla l ginin stuchin 8 in der hurgi m voni

24 Über die Einwirkung von Konsonanten auf die Tonhöhe überhaupt vgl. meine Phonetik6 § 665; der oben angezogene Fall gehört unter das, was ich ebenda § 254 über Verallgemeinerung von Spannungsverhältnissen ausgeführt habe, nur daß es sich hier speziell um Übertragung bei Lautkontakten handelt.

25 Die auslautenden 6 in lib, wib usw. habe ich belassen, weil man sie beim Lesen doch unwillkürlich stimmlos spricht, so daß sie nicht weiter stören.

26 Da es sich hier um sog. mechanische Beeinflussungen der Tonhöhe handelt, gehen hier nieder- und hochdeutsche Intonation zusammen: die sonst übliche Umlegung findet also nicht statt (vgl. Phonetik5 § 665).

27 Umsetzung von d in t und umgekehrt (gegen den Gebrauch des Autors) gibt beim Lesen oft sehr drastische Resultate. Man lese sich z. B. einmal eine beliebige Heliandpartie mit hoch­deutschem Konsonantismus (oder eventuell auch nur mit t für d) vor: man wird da finden, daß die gesamte Melodie in die Brüche geht. Ebenso verlangt aber z. B. auch das Hildebrandslied gebieterisch die überlieferten hochdeutschen t: ein neuer Beweis für dessen ursprünglich hochdeutsche [lies: "gemischte"!] Form.

28 Vgl. iren vindet nu decheinen wis decheine geinrede an mir Parz. 255, 28 (Mhd. Wb. 3, 318b). Das etwas befremdliche uzzir ist immerhin zu verstehen.

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