METODO

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

197748

(2011) Körperwissen, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Expertenwissen, Medien und der Sex

Stefanie Duttweiler

pp. 163-183

Betrachtet man Körperwissen mit Stefan Hirschauer als etwas, "das man über den Körper ‚haben" kann, etwas, das im Körper ‚sitzt", oder als etwas, das über Körper zirkuliert" (Hirschauer 2008: 974), zeigen sich die vielfältigen Verknüpfungen von Körper und Wissen. Körperwissen wird somit nicht nur als Wissen über den Körper verstanden, vielmehr als "Wissen vom Körper, im Körper und am Körper" (ebd.). Anders formuliert: In der Rede vom Körperwissen taucht der Körper in zwei Dimensionen auf: Zum einen als Objekt des Wissens , hier fungiert der Körper als Gegenstand von Diskursen und Praktiken, Wissen über den Körper zu generieren – über seine Funktions- und Reaktionsweisen, seine Normalitäten und Abnormalitäten, seine Oberfl ächen und Tiefen, seine Einwirkungsmöglichkeiten und seine Steigerungsfähigkeiten, seine Widerständigkeiten und seine Verführungsmöglichkeiten. Zum anderen kann man den Körper auch als ein Subjekt des Wissens betrachten. Der Körper wird als "Organ der Wahrheit" (Hahn 1988: 673) verstanden, dem zugeschrieben wird, Wissen über seine Person zu produzieren. Alois Hahn hat jedoch darauf hingewiesen, dass der Körper niemals einfach ‚spricht". "Vielmehr wählt das soziale System aus der virtuell unendlichen Menge körperlicher Veränderungen bestimmte aus und behandelt sie als bedeutungsträchtig" (vgl. ebd.: 670). Hubert Knoblauch hat dies als "kommunikativen Aspekt des Körpers' beschrieben und mit der Unterscheidung von Handeln und Verhalten in Beziehung gebracht. Verhalten wäre damit etwas, "das mit der vom Bewusstsein bestenfalls gezügelten Körperlichkeit zu tun hat" (Knoblauch 2005: 107). Doch systemtheoretisch gesprochen liegt auch das Verhalten "nicht außerhalb des sozialen Interaktionssystems – es wird in diesem System selbst be-handelt. Die Beteiligten defi nieren sozusagen selbst, was sie als Kommunikation auffassen und was nicht." (ebd.: 108) Damit zeigt sich zugleich: Auch Körperwissen, das der Körper als Subjekt des Wissens hervorgebracht hat, ist nicht unabhängig von sozial verbindlichen Deutungen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-92719-0_8

Full citation:

Duttweiler, S. (2011)., Expertenwissen, Medien und der Sex, in R. Keller & M. Meuser (Hrsg.), Körperwissen, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 163-183.

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