METODO

International Studies in Phenomenology and Philosophy

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Nationale Konstellationen der Theorie-Rezeption in Osteuropa

Jörg Schönert

pp. 357-361

Nur auf den ersten Blick erscheint ›Osteuropa‹ — die Sowjetunion (für den Zeitraum von 1920 bis 1990), ab 1945 die ›Volksdemokratien‹ und die SBZ/DDR — als monolithischer Block in der Wissenschaftslandschaft des Theorie-Austausches. Zwar kann als gemeinsames Kennzeichen gelten, daß die ›schöne Literatur‹ in den Erfahrungsräumen ideologisch formierter wissenschaftlicher und kultureller Praxis einen hohen Wert darstellt, daß sich im Umgang mit Literatur spezifische Kommunikationsformen der Weltorientierung und Sinnverständigung ausbilden, doch ist damit nicht zugleich ein Sonderstatus der Literaturwissenschaft gegeben, der diesen Territorien gemeinsam wäre. Das wissenschaftliche Handeln bleibt primär bestimmt von den wissenschaftskulturellen Traditionen der Länder; diese Bindungen werden freilich vielfach gebrochen und überlagert durch den Anspruch des Marxismus-Leninismus als einer Basiswissenschaft und durch die Steuerungs- und Kontrollmechanismen des zentral gelenkten ›Wissenschaftsbetriebes‹. Aber auch für diese generalisierende Bestandsaufnahme sind — wie die Referate und Diskussionen des Kolloquiums gezeigt haben — sowohl für einzelne Phasen des geschichtlichen Prozesses als auch für die unterschiedlichen nationalen Konstellationen im synchronen Vergleich markante Unterschiede auszumachen und herauszuarbeiten. Dieser Perspektive ist noch entschiedener zu folgen, wenn die Entwicklungen seit Mitte der 80er Jahre dargestellt werden. Für die Lage der Literaturwissenschaft, die hier an den Beispielen Rußlands, Tschechiens, Ungarns und der ehemaligen DDR skizziert wird, ergeben sich recht verschiedene Bilanzen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03631-5_21

Full citation:

Schönert, J. (1996)., Nationale Konstellationen der Theorie-Rezeption in Osteuropa, in L. Danneberg & F. Vollhardt (Hrsg.), Wie international ist die Literaturwissenschaft?, Stuttgart, Metzler, pp. 357-361.

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